Veröffentlichung: „Der tote Prinz“ von Katherina Ushachov

Veröffentlichung: „Der tote Prinz“ von Katherina Ushachov

Mit „Der tote Prinz“ von Katherina Ushachov hat heute das sechzehnte Buch der Märchenspinnerei das Licht der Welt erblickt. Schon beim Coverrelease habt ihr erfahren, dass diese Adaption auf der russischen Schneewittchenvariante aus der Feder von A. S. Puschkin basiert – allerdings mit Afrika als Handlungsort und vertauschten Geschlechtern bei den Figuren. Wie es dazu kam, verrät euch die Autorin selbst.

 

Warum eigentlich Afrika?

Die Adaption nicht in Europa, sondern in Afrika – genauer gesagt, in Kamerun – anzusiedeln, hatte mehrere Gründe:

Zum einen stammt ein Urahne des Dichters selbst von diesem Kontinent, auch wenn historisch nicht gesichert ist, in welchem heutigen afrikanischen Staat sein Herkunftsort liegt. Und er ist längst nicht der einzige seiner Zeitgenossen mit afrikanischen Wurzeln: So war beispielsweise Alexandre Dumas‘ Vater der Sohn einer auf Haiti lebenden Sklavin. Es gibt auf dem eurasischen Kontinent schon sehr lange PoC, dieser Fakt wird nur gern vergessen und übersehen. Indem besonders „Fans“ sogenannter „historisch akkurater“ Darstellungen darauf pochen, alle Personen in historischen Romanen und Videospielen hätten gefälligst weiß zu sein, wird hier Erasure betrieben. Eine ganze Menschengruppe wird gezielt aus den Erinnerungen getilgt. Also schreibe ich sie ganz gezielt in meine Romane rein.

Zum anderen reichte es mir nicht, das Narrativ hinsichtlich des Geschlechts umzukehren. Auch wenn das an sich für einige Leser*innen schon unangenehm genug sein mag, immerhin sind einige sehr männerfeindliche Aussagen im Text. Ich mag es jedoch, mit meinen Weltenbauansätzen zu irritieren. Bewusst das unangenehme Gefühl, gegen den Strich gebürstet zu werden, auszulösen, um dadurch für Probleme zu sensibilisieren. Darum ließ ich in „Der tote Prinz“ weiße Geflüchtete nach Zentralafrika kommen.

 

Die Folgen einer nuklearen Katastrophe

Mir war es wichtig, dass möglichst viele der eher unangenehmen Umstände der Geschichte menschengemacht sind.

Es hat ja einen Grund, dass ich dystopische Romane schreibe: als Abschreckung. Um auf unterhaltsame Art und Weise zu sagen: „Wenn ihr so weitermacht, kommen wir irgendwann genau dort an mit der Menschheit. Und glaubt mir, das wollt ihr wirklich nicht.“ Darum ist es in „Der tote Prinz“ eine nukleare Katastrophe, die zu einer lebensfeindlichen Umwelt führt.

Ein nuklearer Winter sorgt dafür, dass eine Verdunkelung der Atmosphäre eintritt, die die wenigen Überlebenden als „große Dunkelheit“ bezeichnen. Sobald die Wolken sich lichten, knallt in einer zerstörten Atmosphäre ohne nennenswerte Ozonschicht die Sonne auf eine Welt nieder, in der die meiste Vegetation tot ist – ebenso wie die meisten Bewohner*innen. Die einzige Ressource, die den verbleibenden Menschen noch offen steht, ist ihr selbst erzeugter Zivilisationsmüll vergangener Jahrzehnte – und es ist ungewiss, wie viel selbst davon wirklich verwertbar ist.

Nun ist also das Klima menschengemacht, die Probleme mit dem Müll ebenso. Gesellschaftsordnungen sind dies ohnehin immer.

 

Und in diesem Setting ein Märchen erzählen?

Ich fand es für eine Märchennacherzählung geradezu perfekt. Es gibt reduzierte Ressourcen, eine Gesellschaft mit recht geringer sozialer Durchlässigkeit und eine Menge Dinge, die arglose Romanfiguren jederzeit töten können … Was will man mehr? 😉

 

Eure Katherina

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